Ene, mene, muh ...

 ... und raus bist du! - Wer seine Entscheidungen dem Zufall überlassen möchte, ist mit diesem bekannten Kinderreim gut aufgeboben. Wenn es aber um so wichtige Entscheide wie die Anschaffung einer Software-Lösung geht, wird wohl niemand auf die Idee kommen, darauf zu setzen. Wie aber findet man heraus, was die richtige Wahl ist?

 

Für viele digitale Arbeiten gibt es bereits ein oder mehrere Tools, welche darauf spezialisiert sind. Sie sind im Normalfall die deutlich günstigere Variante, geben jedoch vor, wie etwas gemacht werden muss, eigene Wünsche sind logischerweise nicht berücksichtigt. Wenn ein Standard-Tool die Anforderungen nicht zu 100% erfüllt oder Prozesse nicht so abbildet, wie man es eigentlich gerne hätte, muss man sich die Frage stellen, ob nicht besser eine Individualentwicklung angefertigt werden soll.

 

Was spricht für ein Standard-Tool?

  • Am augenfälligsten ist natürlich der Anschaffungspreis, der bei einem Tool "ab Stange" meist deutlich tiefer ist. Dabei sollte allerdings berücksichtigt werden, dass es bei vielen Standard-Tools - wir sprechen hier nicht von Textverarbeitung, Tabellenkalkulation oder Präsentationen - Konfigurationen und Schnittstellen zu anderen Applikationen braucht. Wenn diese Kosten mitberücksichtigt werden, ist die Differenz oft nicht mehr ganz so gross.
  • Mit Updates kommen automatisch und "gratis" neue Features.

Wann ist eine Eigenentwicklung die richtige Wahl?

  • Wenn es kein Produkt auf dem Markt gibt, welches meine Anforderungen genügend erfüllt, bleibt nur die Eigenentwicklung.
  • Die Applikation kann nach eigenen Vorstellungen entwickelt werden, wohingegen bei einem Standard-Tool der Anbieter (bzw. der Product Owner) bestimmt, ob etwas umgesetzt wird und bis wann.

Die Beantwortung folgender Fragen kann helfen, die (richtige) Entscheidung zu treffen:

  • Kann die Standard-Software alles, was wir zwingend brauchen?
  • Wenn nicht: sind wir bereit, unsere Wünsche zu redimensionieren und unsere Prozesse dem Tool anzupassen?
  • Wie gross ist die Abhängigkeit, die zum Anbieter der Standard-Software entsteht?
  • Wenn ja: kann ich davon ausgehen, dass das Tool auch in Zukunft meine Bedürfnisse abdeckt?
    Wenn zum Beispiel Anpassungen wegen neuen Gesetzen oder Regelungen nötig sind und der Anbieter aus einem anderen Land kommt, passt er die Software innert nützlicher Frist den rechtlichen Gegebenheiten unseres Landes an?
  • Kann und will ich mir eine Eigenentwicklung leisten?

Wenn man sich für eine Eigenentwicklung entscheidet und diese von einem externen Software-Entwickler bauen lässt, sollte man bei den Verträgen darauf achten, dass man als Kunde die Urheberrechte am Code bekommt. Ansonsten entsteht auch hier eine Abhängigkeit, denn nach OR bleibt das alleinige Urheberrecht ohne anderslautende Vereinbarung bei der Entwicklerfirma.

 

Wie wir bei den Fragen gesehen haben, sollte vor der Anschaffung eines Standard-Tools unbedingt geklärt werden, ob es die Anforderungen genügend erfüllt. Ein gutes Hilfsmittel dafür ist ein PoC (Proof of Concept). - Unter dem Titel "Drum prüfe, wer sich ewig bindet" werden wir an dieser Stelle schon bald detaillierter auf dieses Thema eingehen.